Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen beginnen im Alter von 14 Jahren oder darunter – allerdings werden Depressionen und andere psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter häufig übersehen – dies hat unterschiedliche Gründe:
- Gefühlswelt von Kindern und Jugendlichen ist oft schwer beobachtbar
- Verhaltensauffälligkeiten stehen im Vordergrund
- Die Betroffenen und die Familie haben Angst vor der Diagnose und einer Stigmatisierung («ich bin doch nicht verrückt»)
- Sehr stark unterschiedliche Erscheinungsbilder
- Abgrenzung von der normalen Entwicklung ist schwierig
- Depression wird nicht als Krankheit gesehen («Reiss dich doch zusammen»)
Die Kernsymptomatik einer Depression finden Sie hier.
Im Kleinkind- (1-3 Jahre) und Vorschulalter (3-6 Jahre) drückt sich eine Depression häufig aus durch:
Fühlen |
Handeln |
Körper |
Trauriges, ausdrucksloses Gesicht Wird schnell zornig, erhöhte Irritabilität Ausdrucksarmut Stimmung ist labil Trennungsangst |
Schnelles Weinen, Zorniges Verhalten, Trotz, aggressives Verhalten Spielhemmung, Spielunlust Sozialer Rückzug Selbststimulierendes Verhalten Ängstliches, vorsichtiges Verhalten |
Schlafprobleme und Alpträume Fütterprobleme und Essstörungen Körperliche Beschwerden (Bauch-, Kopfschmerzen) |
Im Primarschulalter drückt sich eine Depression häufig aus:
Fühlen |
Denken |
Handeln |
Körper |
Trotz Traurigkeit geringe Frustrationstoleranz Gefühl, nicht geliebt zu werden, Schuldgefühle Lust- und Antriebslosigkeit Desinteresse |
Konzentrationsprobleme Sorgen Schuldgefühle ggf. erste lebensmüde Gedanken |
sozialer Rückzug (auto-)aggressives Verhalten Selbstbericht über Traurigkeit langsame, zögernde Bewegungen, fehlender Blickkontakt Schulversagen: Lern- und Leistungsstörungen Suche nach Zuwendung, Anhänglichkeit |
Weinen Schlafstörungen Essstörungen, Appetitmangel somatische Beschweren, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Einnässen, Einkoten |
Im Jugendalter drückt sich eine Depression häufig aus durch:
Fühlen |
Denken |
Handeln |
Körper |
Teilnahmslosigkeit, Desinteresse, gelangweilt sein Verzweiflung, Angst und Wut, Reizbarkeit Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, depressive Verstimmung, Leere, Hoffnungslosigkeit Gefühl, nicht geliebt zu werden Lust- und Antriebslosigkeit |
Grübeln, starke negative Gedanken über eigene Person, die Umwelt und die Zukunft Selbstunsicherheit und Selbstvorwürfe, Minderwertigkeitskomplexe Kognitive Einschränkungen, Konzentrationsprobleme, Leistungsschwierigkeiten Zukunftsängste Suizidalität |
Selbstbericht über Traurigkeit Rückzug, in sozialen Beziehungen oft überfordert, Tendenz zur Isolation Verweigerung Drogen- und Alkoholkonsum Selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität |
Schlaf- und Essstörungen (Gewichtszu- oder abnahme) psychosomatische Beschwerden, z.B. Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen Müdigkeit Morgentief, Früherwachen Unfähigkeit zur Entspannung |
Gerade in der Schule steht man als Lehrer im direkten Kontakt in der alltäglichen Routine der Kinder und Jugendlichen – die Beobachtung von Veränderungen im Verhalten ist ein wichtiger Schritt, um Kinder und Jugendliche in der Krise zu erkennen und Ihnen helfen zu können: hier finden Sie einige Merkmale, an denen Sie depressive Schüler in der Schule erkennen können:
Merkmale im Lernbereich |
Sozial- / verhaltensorientierte Merkmale |
Nicht erklärbarer Leistungsabfall Interessensverlust gegenüber Schulfächern Rückgang bisheriger Anstrengungsbereitschaft Unordentliches Ausführen von Arbeiten Schnelleres Aufgeben Klagen über mangelnde Kraft («ich schaffe das nicht») |
Aufgeregtheit, Hyperaktivität Erhöhte Dependenz Antisoziales Verhalten (Lügen, Stehlen) Körperliche Beschwerden Störverhalten im Unterricht Einschlafen während dem Unterricht Müdigkeit in Verhalten und Aussehen Unbeliebtheit, Rückzug aus sozialen Kontakten |