Jeder fünfte in der Schweiz lebende Mensch erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Depression. Aber was ist genau eine Depression? Stimmt der landläufige Gebrauch des Begriffs «depressiv» mit der Bezeichnung der Krankheit «Depression» überein? Leidet beispielsweise eine junge Mutter an einer Depression, wenn sie den grauen und kalten Wintertag als «das miese Wetter macht mich depressiv» betitelt? Oder der junge Mann, der seine grosse Liebe verliert und den Verlust als «die tiefste Depression meines Lebens» beklagt: leidet er an einer Depression? Die landläufigen Verwendungen des Begriffes «Depression» bezeichnen oft vorübergehende Gefühlsreaktionen wie Stimmungstiefs, Enttäuschungen, Schmerz und Trauer, aber auch Freude und Lust. Sobald jedoch die Gefühle lange andauern, sich selbständig machen und fast ins Unendliche steigern, bekommen sie Krankheitscharakter: eine Depression verändert den Menschen in schwerwiegender Weise.
Eine vorübergehenden Verstimmung oder Lebenskrise ist oft nur schwer von einer Depression zu unterscheiden. Erst durch gezieltes Nachfragen einer Fachperson kann eine sichere Diagnose gestellt werden. Eine nicht erkannte, unbehandelte Depression verursacht grosses Leid, kann Leben gefährden und im schlimmsten Fall zum Suizid führen.
«Ich hatte einen schwarzen Hund» (Videoclip)
Depression kann jeden treffen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Lebensverhältnissen und Beruf.
Einer Depression geht oft eine besondere Belastung oder ein kritisches Ereignis voraus. Etwa der Verlust einer einer geliebten Person, eine Krankheit, eine anhaltende Überforderung, der Auszug eines Kindes oder eine Geburt. Eine Depression kann aber auch wie ein Blitz aus heiterem Himmel empfunden werden. Einige Betroffene erleiden nur eine einzige depressive Phase, die Wochen oder Monate andauern kann. Bei anderen tritt die Depression immer wieder auf. Bekannt sind depressive Verstimmungen in den trüben Herbst- und Wintermonaten. Depression hat viele Gesichter und viele unterschiedliche Symptome, welche die Psyche, den Körper und das Verhalten betreffen.
Psyche
Hauptsymptome
- Verlust von Interesse und Freude
- Depressive Stimmung
- Verminderter Antrieb
Nebensymptome
- Schlafstörungen
- Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit
- Negative Zukunftsperspektiven
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Appetitstörungen, Gewichtsabnahme oder -zunahme
- Psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit
- Suizidgedanken und -handlungen
Körper
Unerklärliche Schmerzen oder andere körperliche Beeinträchtigungen, beispielsweise Rücken- oder Kopfschmerzen, Schwindel, Erschöpfung, Herzklopfen. Nicht alle Symptome sind immer und in jeder Ausprägung vorhanden. Abhängig von der Anzahl, Schwere und Dauer der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen. Häufige Reaktionen von depressiv erkrankten Menschen sind zudem erhöhte Reizbarkeit, Aggressivität, übermässiger Alkohol-, Drogen- und Medikamentenkonsum.
Verhalten
- Sozialer Rückzug
- Psychomotorische Hemmung/Agitiertheit
- Veränderte (Körper)-Sprache
- Antriebslosigkeit/Apathie
- Suizid, Suizidversuche, Suizidankündigungen
Depression hat viele Gesichter – abhängig auch von Alter, Geschlecht, Lebensverhältnissen und Beruf.
Depressionen lassen sich in der Regel gut behandeln, sie sind weder persönliches Versagen noch unabwendbares Schicksal. Die psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlungsmethoden haben sich als wirksame Therapien gegen Depressionen erwiesen. In einer Psychotherapie und in der Psychoedukation können depressiv Erkrankte lernen, anders mit ihrer Lebenssituation, ihren Problemen umzugehen und dadurch die Depression zu bewältigen. Dabei spielen der Abbau von negativen Gedanken (Grübeleien, pessimistische Zukunfts- bis hin zu Suizidgedanken) und der Aufbau von positiven Erfahrungen eine grosse Rolle. Wenn die Menschen im sozialen Umfeld von depressiv Erkrankten verstehen, dass Depression eine ernstzunehmende Krankheit ist, können sie durch ihre Unterstützung einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung einer Depression leisten.
Bei einer Depression treten Störungen im Stoffwechsel des Gehirns auf. Antidepressive Medikamente können diesen veränderten Gehirnstoffwechsel ausgleichen. Diese Medikamente ermöglichen häufig erst, dass eine Psychotherapie überhaupt wirken kann. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung machen Antidepressiva weder abhängig, noch verändern sie die Persönlichkeit.
Neben den beiden genannten Therapieformen können weitere begleitende Methoden wie die Licht-, die Aktivierungs-, Kunst-, Musiktherapie und sportliche Betätigung die Behandlung der Depression wirksam unterstützen.
«Ein Tag, so lang wie ein Jahr» (Videoclip)
Depression ist behandelbar – unabhängig von Alter, Geschlecht, Lebensverhältnissen und Beruf.